Die Geschichte des Sessels – ein Möbel für die Ewigkeit
Befragen wir ein handelsübliches Wörterbuch, so finden wir unter dem Eintrag „Sessel“ eine schmucklose Definition im Wortlaut von:
Sessel, der:
1. Weich gepolstertes, bequemes Sitzmöbel mit Rückenlehne und meist auch mit Armlehnen (für eine Person)
2. österreichisch: Stuhl
Was erschließt sich uns aus diesem Blick in die verstaubten Ecken eines Wörterbuchs? Ein Sessel ist ein Sitzmöbel für eine Person und unsere Nachbarn aus dem Süden verwenden das gleiche Wort für ein vollkommen anderes Sitzmöbel!
Für unsere Nachbarn aus Österreich ist ein Sessel schlicht und ergreifend jedes Sitzmöbel, auf dem jeweils nur eine Person sitzt. Ausgenommen von dieser Regelung ein sehr seltenes Möbelstück namens Fauteuil (eine Art Sofa für eine Person) und jedwede Art von Sitz. Stuhl und Sessel werden von Wien bis ins Burgenland als Synonyme betrachtet, wobei im Zweifel das Wort Sessel Verwendung findet. Die große Ausnahme: der Rollstuhl!
Doch genug der Sprachphilosophie und Linguistik. Jetzt geht es an die Geschichte!
Was ist jetzt eigentlich ein Sessel? Wo kommt er her? Und was ist für uns im Jahre 2019 eigentlich wirklich wichtig in Sachen Sessel? Vorhang auf für unsere kurze Geschichte des Sessels!
Zurück in die Vergangenheit – die Geschichte des Sessels
Auch wenn archäologische Überreste darauf schließen lassen, dass es dem Urmenschen sehr früh nach Geborgenheit, Bequemlichkeit und der Möglichkeit des Sitzens war; die Geschichte des Sessels ist eine relativ kurze Geschichte. Wir springen nicht in die archaischen Urzeiten des Menschen in dem Säbelzahntiger, der größte Feind und ein Mammut die größte Beute unserer Vorfahren waren!
Es ist an der Zeit in die graue Vorzeit des Möbelhandwerks zu springen. Wir springen in namenlose Jahrhunderte und landen schließlich bei einem Möbelstück, welches in seiner Wichtigkeit nicht weniger als Kriege ausgelöst hat.
Der erste Stuhl oder Sessel (als grundlegenden Unterschied nehmen wir hierbei die fehlende bzw. vorhandene Polsterung) war der Königs-, Kaiser- oder der Papstthron.
Dieser Stuhl/Sessel war über Jahrtausende „Sitz“ der amtierenden Mächtigen und gleichzeitig ein absoluter Machtbeweis. Elitär, stolz, eitel und über den Dingen sitzend war es dem Sonderrecht des jeweiligen Herrschers auf diesem ganz besonderen Stuhl/ Sessel Platz zu nehmen.
Abseits der sinnbildlichen Ränkeschmiede und dem inzwischen zur Berühmtheit gewordenen Spiel um den Thron dauerte es bis ins 16. Jahrhundert bis Sessel und Stuhl ein Teil der gängigen Allgemeinkultur wurden. In gutbürgerlichem Wohnhaus war der Sessel ein Zeichen von Wohlstand, Erfolg und einer wohlhabenden Abstammung und wir erkennen, dass bereits vor rund 400 Jahren „Design“ und „Marken-Möbel“ ein unmittelbarer Fingerzeig für guten Geschmack und ein gutes Einkommen war. Frei nach dem Motto: „Man zeigt eben, was man hat!“
Bis ins 19. Jahrhundert waren gepolsterte Möbel eines der Mittel, um Gästen und Besuchern unmissverständlich zu sagen, ich/ wir haben keine Geldsorgen. Der Grund hierfür ist relativ bodenständig. Die Möbelschreinerei war ein kunstvolles Handwerk und die Materialien, der jeweiligen Kunstwerke waren selten und in nicht wenigen Fällen seltene Importe aus der neuen Welt und aus Übersee.
Mit einem Sessel aus seltensten Hölzern und besten Stoffen brachte man den eigenen Wohlstand auf eine äußerst bequeme Art zum Ausdruck!
Früher war alles anders – Nachhaltigkeit?
In den Zeiten als Möbelschreinerei noch reine Handarbeit war, gab es keine günstigen Sessel oder Stühle. Diese Sitzmöbel waren nicht nur Zeichen von stellenweise sagenhaftem Reichtum und eines erlesenen Geschmacks.
Diese Sitzmöbel waren ebenso wertvolle und langlebige Begleiter, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden und aus diesem Grund mit Achtsamkeit und Hochachtung behandelt wurden.
Die zahllosen Arbeitsstunden und erlesenen Materialien, welche stellenweise in mühevoller Kleinstarbeit aufeinander angepasst wurden, waren Beweggrund genug, mit diesem Möbel sittsam und anständig umzugehen und die besten Möbel mit besten Manieren zu behandeln.
Bevor Möbel zum reinen Objekt wurden, wäre es unmöglich gewesen, ein defektes Möbelstück wegzuwerfen oder zu ersetzen. Wenn die Rohstoffketten und die Fertigungsmethoden der Vergangenheit nicht zwingend nachhaltig waren, der Umgang mit dem fertigen Möbel und Kunstwerken war dies allemal!
Von dieser vergangenen Nachhaltigkeit könnten wir uns heute eine kleine und manchmal sogar große Scheibe abschneiden!
Die letzten 100 Jahre? Eine kurze Geschichte des Sessels
In den letzten 100 Jahren der Sesselgeschichte hat sich einiges verändert. Vom kleinen Handwerksmeister zur industriellen Manufaktur bis hin zur gigantischen Möbelfabrik ging der Weg durch die verschiedensten Stadien der Möbelschreinerei.
Bereits im Jahre 1830 waren es verschiedenste kleine und große Hersteller die Stühle und Sessel für den Weltruhm zeichneten und fertigten.
Zahllose Namen, verschiedenste Hersteller und unterschiedlichste Städte waren es, die aus Sesseln und Stühlen wahre Sammlerstücke machten, die bis in die heutige Zeit gesuchte Einzelstücke und auch Inspiration für neue Trends sind.
Namen wie Eames, Wanders und Gropius wurden zu echten Legenden Ihrer Zunft und die dazugehörigen Stühle und Sessel sind seltene und teure Kunstwerke.
Und auch die Sessel und Stühle, die für kleine Münze und einen guten Preis zu haben sind, sind sehr oft geplant und gezeichnet im Sinne eines der unvergleichlichen Stühle und Sessel der Vergangenheit. Gerne kann man sich beim nächsten entspannten Zurücklehnen auf dem Lieblingssessel in Erinnerung rufen, wie selten ein solches Vergnügen in der Vergangenheit war und gerne kann man der Entstehungsform des Lieblingsstuhls auf den Grund gehen.
Mit etwas Glück und Sucherei finden Sie vielleicht eine spannende Geschichte zu Ihrem liebsten Lieblingssessel.
Was heute wichtig ist – der Tipp beim Sesselkauf
Auch wenn es noch genügend über die Geschichte von Sessel und Stuhl zu erzählen gäbe, irgendwann muss man sich auch wieder der Gegenwart widmen. Und was bietet sich hierbei besser an, als ein Tipp vom absoluten Experten in Sachen Sessel.
Jochen Winning, seines Zeichens Geschäftsführer der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel, rät jedem, Sesselkäufer mindestens FÜNF Minuten auf dem Favoritensessel zu sitzen und zu entspannen. Nur so, lässt sich erfühlen, ob der Sessel ein echtes Highlight ist oder vielleicht doch eher ein Hochstapler.
Wer gerne einen Fehlkauf umschiffen möchte, der sollte sich Zeit nehmen beim Sesselkauf und ausnahmsweise auch aufs Onlineshopping verzichten!
2019 – Sessel waren noch NIE so flexibel; und wunderbar